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Archiv vergangener Objekte

Das Objekt des Monats 08/2024

Kanonenjagdpanzer 90 - KaJaPa


Er hat schon eine eindrucksvolle Erscheinung unser vollrestaurierter Kanonenjagdpanzer welchen wir mit einer kleinen Feier auf den Namen Lars (einem ehrenamtlichen Helfer) getauft haben. Hier konnte er dann auch eindrucksvoll demonstrieren, dass es immer besser ist „rechts ran zu fahren“ wenn ein Panzer sich nähert. Der kraftvolle 500PS Motor in Kombination mir einem von der Firma Renk hergestellten Automatikgetriebe lassen in Sachen Power und Fahrkomfort keine Wünsche offen. Unverwechselbar der Sound des Achtzylinder Motors mit nahezu 30 Litern Hubraum. Mit einem Lenkrad wie bei einem Automobil und geringen Lenkkräften, hervorragenden hydraulisch unterstützten Bremsen war er so auch entspannt zu bedienen und nebst vielen anderen technischen Finessen Panzern des Warschauer Pakts deutlich überlegen. Nicht nur deshalb war er ein in der Bundeswehr sehr beliebter Panzer, sondern auch weil man für Übungen reichlich Proviant verstauen konnte und dennoch ausreichen Platz vorhanden war sodass sich die Panzerbesatzung im Panzer sogar ausgestreckt ausruhen und schlafen konnte.

 

 
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die 1956 gebildete Bundeswehr auf eine „bewegliche Verteidigung“, die unter anderem den Einsatz von Panzerjägern vorsah. Diese sollten die Infanterie bei der Abwehr feindlicher Panzer unterstützen. Dazu beschaffte die Bundeswehr ab 1961 den Raketenjagdpanzer 1 und dann ab 1965 den Kanonenjagdpanzer, der bis 1968 die in den Panzerjägerkompanien und den Panzerjägerzügen der Panzergrenadierbataillone eingesetzten US-Modelle M41, M47 und M48 ablöste.
 

Entwicklung

Die Entwicklung des Kanonenjagdpanzers begann 1960 und gründete sich auf den Erfahrungen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg– der Kanonenjagdpanzer stellte eine Weiterentwicklung des Jagdpanzers IV dar. Der Auftrag zur Fertigung wurde den Rüstungsunternehmen Henschel und Ruhrstahl (später Rheinstahl-Hanomag) erteilt, die jeweils zwölf Prototypen fertigten, die sich nur in der Anzahl der Laufrollen unterschieden. Henschel favorisierte bei seinem Prototyp HK 3/1 (ein Prototypfahrzeug ist ebenso im Museum vorhanden) sechs Laufrollen je Seite, wogegen Rheinstahl-Hanomag beim Prototyp RU 332 auf fünf Laufrollen setzte.

Mindestens ein Prototyp mit der Bezeichnung Gepard wurde auch von der Firma MOWAG

angefertigt und steht heute im Schweizerischen Militärmuseum Full. Für den Gepard waren zwei verschiedene Zweitakt-Dieselmotoren verfügbar, ein Fünfzylinder Typ M5 DU MOWAG Motor mit 6,7 Liter Hubraum und 270 PS (199 kW) bei 2100/min und ein Motor mit 13,5 Liter Hubraum und 540 PS (397 kW).

Nach umfangreichen Truppenversuchen durch das deutsche Heer war die Erprobung im Jahr 1963 abgeschlossen. Es wurde die Version von Rheinstahl-Hanomag ausgewählt, von der in den Jahren 1965 bis 1967 durch beide Konzerne 770 Jagdpanzer gefertigt wurden.
 

Aufbau

Es handelt sich um ein turmloses Vollkettenfahrzeug in Kasemattbauweise mit einer 90-mm-L/40,4-Kanone von Rheinmetall, aus der (theoretisch) sämtliche 90-mm-NATO-Patronenmunitionsarten verschossen werden konnten. Die Panzerung des Kanonenjagdpanzers bestand– außer der gegossenen Blende für die Bordkanone (BK)– aus legierten Walzblechen und war abgeschrägt. Die Bordkanone war zusammen mit dem Blendenmaschinengewehr um 15° nach beiden Seiten, 15° nach oben und 8° nach unten schwenkbar. Als Munitionsarten waren hauptsächlich Hohlladung und Quetschkopf vorgesehen; daneben gab es Nebel(WP)- und später auch Leuchtmunition. Die Besatzung bestand aus Kommandant, Richtschütze, Ladeschütze und Kraftfahrer. Einsatzgrundsatz war der Kampf aus Stellungen bei Kampfentfernungen bis zu 1800 m mit Hohlladungsgeschossen gegen gepanzerte und bis 2000 m mit Quetschkopfgeschossen gegen leicht- und ungepanzerte Ziele.
 

Einsatz

Die Fahrzeuge wurden im Heer in den Panzerjägerkompanien der Panzergrenadierbrigaden, in den schweren Kompanien der Panzergrenadier, Jäger- und Gebirgsjägerbataillone, sowie später in den Panzerjägerbataillonen der Jäger- und Gebirgsjägerbrigaden eingesetzt.

Gegen die sowjetischen T-64- und T72-Kampfpanzer erwies sich die Bewaffnung als zu schwach, da solche Ziele nicht mehr frontal, sondern nur seitlich durchschlagen werden konnten, und eine brauchbare Trefferleistung auf in Querfahrt befindliche Ziele war nur auf Entfernungen unter 1000 m zu erwarten. Die Firma Rheinstahl-Sonderanfertigungen (Kassel) stellte in den 1970er Jahren ein Konzept zur Kampfwertsteigerung / Umbau des Kanonenjagdpanzer mit einer 105mm PzK vor. Da sich zu diesen Zeitpunkt der Raketenjagdpanzer Jaguar 1 im Zulauf befand und Ziele über höhere Kampfentfernung (4000 m) nun frontal und nicht wie bisher flankierend bekämpfen konnte, wurde das Konzept nicht weiter verfolgt. Ab 1983 wurden daher alle Kanonenjagdpanzer aus den Verbänden des Feldheeres herausgelöst und in das Territorialherr (Heimatschutzbrigaden, Heimatschutzregimenter) zur weiteren Nutzung abgegeben.

Ab 1983 wurden 162 Kanonenjagdpanzer zum Jagdpanzer Jaguar 2 mit dem Waffensystem TOW umgebaut und in Panzerjägerkompanien der Panzergrenadierbrigaden eingesetzt. Weitere 486 Fahrzeuge wurden zu Beobachtungspanzern bzw. zu Beobachtungs- und Führungspanzern umgerüstet. Dazu wurde die Kanone aus der Blende entfernt, die aus Gewichtsverteilungsgründen am Fahrzeug verbleiben musste, und die Öffnung verschlossen. Sie dienten als VB-Panzer in den Artilleriebataillonen sowie in den Panzermörserkompaniender Panzergrenadierbataillone.

Bis 1991 waren Kanonenjagdpanzer noch in nichtaktiven Panzerjägerkompanien und Panzerjägerzügen der Heimatschutztruppe im Einsatz.
 

Besatzung

4 (Kommandant, Fahrer, Richtschütze, Ladeschütze)

Länge
8,75 m (mit Kanone), 6,24 m (nur Wanne)
Breite
2,98 m
Höhe
2,00 m
Masse
25,7 Tonnen

Panzerung und Bewaffnung

Panzerung
8–50 mm Panzerstahl
Hauptbewaffnung
1 × 90-mm-Rheinmetall-Kanone L/40,4 (51 Schuss)
Sekundärbewaffnung
1 × MG3 als Blenden-MG
1 × MG3 als Fla-MG

Antrieb

Achtzylinder-Vielstoffmotor von Daimler-Benz MB 837 Aa-500;
Hubraum: 29,9 l
500 PS (368 kW)
Federung
Drehstab
Geschwindigkeit
70 km/h (Straße)
Leistung/Gewicht
19,5 PS/Tonne

Reichweite

ca.390 km


 

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